
Mit Rollen rollen…
Als ich die Ausbildung zum New Work & Feelgood Manager konzipiert hatte und die ersten Anmeldungen reinkamen, erkannte ich sofort ein riesen Potenzial in den Teilnehmenden. Sofort schoss mir durch den Kopf, dass ich selber viel von diesen Menschen lernen kann. Ich beschloss einige zu fragen ob sie sich aktiv in das Seminar einbringen wollen uns stiess auf Begeisterung. Kurz später erklärte ich einem Trainer-Kollegen von meinem Konzept und dass ich Teilnehmende aktive teile übernehmen lasse. Ich war selbstverliebt und begeistert von dieser Idee. Sein Kommentar: „Sara, ich finde es ganz schwierig wenn du Teilnehmende mal Trainer sein lässt, die Rollen werden sich vermischen und für andere Teilnehmende wird es ganz speziell sein und sie können dann die Rollen dieser Mitschüler nicht einordnen…Sara ich rate dir davon ab dies zu tun“. Ich war am Boden zerstört wollte alles über den Haufen werden und dachte plötzlich ich kann nichts, ich überlege mir nichts und vielleicht muss ich das ganze platzen lassen. Es ging mir schlecht und wiedermal war ich als selbständige Unternehmerin am Tal der Tränen angelangt. Ich brauchte einige Tage bis ich genügend Distanz hatte und das ganze nochmals reflektierte. Mir war klar uff Sara das hat an deinem Selbstvertrauen genagt…kaum sagt jemand etwas, dass er/sie nicht so gut findet, stellst du dein ganzes Dasein in Frage. Bin ich gut genug? Mache ich es gut genug? Kann ich es überhaupt? Bin ich etwas wert? Was muss ich tun um gut genug zu sein? All diese Fragen beschäftigten mich und sie triggerten Glaubenssätze aus meiner Kindheit…egal wie ich es mache, es ist nicht gut genug. Wem will ich überhaupt etwas beweisen? Wieso kann ich es nicht einfach so machen, wie ich es gut finde und für mich gut genug sein lassen? Nur weil jemand mein Konzept kritisiert, stelle ich mein ganzes Dasein in frage…das passiert mir oft, wenn jemand mein Sohn kritisiert, stelle ich meine ganze Mutter Rolle in Frage…wenn jemand meinen Mann kritisiert, stelle ich meine Ehe in Frage und wenn jemand mein Lebensstil kritisiert, stelle ich mein Leben in Frage. Ein Leben voller Stress, passierte es in kurzer Vergangenheit doch oft, dass ich solche Kritik hörte. Ich hörte, dass ich ja mit dem New Work & Feelgood Management gar nichts neues mache…andere Trainer erklärte oder schrieben mir, dass sie das völlig schlecht finden, denn man könne ja auch bei ihnen eine Coaching Ausbildung machen, es gehe ja um dasselbe. Eine Person aus meinem sehr nahen Umfeld meinte, es wäre ja im Moment nicht authentisch wenn ich Seminare mit Feelgood vermittle…da ich mich ja selber im Moment nicht Feelgood fühle. Ich konnte tun oder lassen was ich wollte, irgendwo wehte ein Wind gegen mich. Erst als mir klar wurde, dass diese Kritik in jüngster Vergangenheit passierte, nämlich gerade in der Zeit in der meine Firma so richtig super zu laufen beginnt…konnte ich reflektieren ob es vielleicht etwas mit Neid zu tun hatte. Wenn mir unbekannte Trainer schreiben…meine Seminare seien eine Lüge…sie würden dies selber schon viel länger machen…da klingelte bei mir die Neid Alarmglocke. Wieso habe ich viele Freunde wenn ich nicht erfolgreich bin und wenig wenn ich erfolgreich bin? Wollte ich also nun wieder „klein“ werden und mich mit vielen Leuten umgeben oder „gross“ und stark bleiben und an mir selber arbeiten, dass mich Kritik nicht gleich aus den Socken haut. Wieso kann ich nicht wie andere Menschen wütend werden bei solchen Äusserungen? Wieso kann ich denen nicht sagen…ich finde dich auch doof? Ich suche immer das Gute in anderen Menschen und überlege mir, was diese Menschen wohl in ihrer Geschichte und Vergangenheit erlebt haben, dass sie so sind wie sie sind…ganz nach meinem Glaubenssatz ein guter Mensch ist nicht böse auf andere Menschen. Als ich meinen Selbstprozess aufgrund dieser Kritik bearbeitet habe, wurde mir plötzlich klar, wie wichtig es ist, dass sich Teilnehmende auch mal als Trainer zeigen. Wie wichtig es ist, dass ich als Sara auch nicht das ganze Leben nur Feelgood Momente hatte, damit ich wieder Feelgood leben darf und meine Strategien weiter geben darf. Und mir wurde bewusst, genau wenn ich die Teilnehmenden in verschiedenen Rollen habe und mich selber auch, dann leben wir in der Ausbildung New Work. Bei New Work geht es genau darum mit verschiedenen Rollen zu „spielen“. In der Netzwerkorganisation bin ich mal Chef dann wieder Inputgeben und manchmal habe ich eine passive Rolle und bin vielleicht Feedbackgeberin. Genau das leben wir in unserem Seminar. Mal bin ich Seminarleitung und Trainerin, mal bin ich Zuhörerin und wie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Seminar und lerne von den externen Trainer und Coachs, die aus ihrer Praxis Ideen vermitteln. Mal bin ich Coach für einen Teilnehmenden und mal bin ich sogar Freund oder Freundin. Mal bin ich sogar Coachee. Einige mögen dies als unprofessionell betiteln, denn ich sollte ja als Seminarleitung immer alles im Griff haben, die Führung übernehmen und die Teilnehmenden sollten sich klar sein bezüglich meiner Rolle und Regeln… Wenn man old Work als Massstab nimmt, dann haben all diese Leute Recht. Wenn man sich aber auf den Weg machen will zu New Work…Frollegen (Freund und Kollege)…Prosument (Produzent zusammen mit Konsumenten) mehr Transparenz, mehr Empathie, mehr Menschlichkeit, mehr Sinnfindung, Potenzialentfalten…dann muss man dies auch vorleben können und den Mut haben mit seinen eigenen Rollen zu rollen. Dann bin ich als Leitung nicht „halb-Gott“ in weiss sondern ein Mensch wie alle anderen mit denselben täglichen Herausforderungen und kann mit meinen Rollen rollen. Und ich liebe es einfach Mensch sein zu dürften mit all meinen Stärken und Schwächen und nichts vorspielen zu müssen, dass ich nicht bin und anderen aufzeigen sollte, dass ich ein perfektes Leben leben, dass ja sowieso langweilig wäre und an der Realität vorbei. Ich liebe es in meinen Trainings andere „scheinen“ zu lassen und mich selber auch mal zurücknehmen zu dürfen. Denn wir sind alle Menschen und alle gleich viel Wert nämlich unendlich viel. „Du machst Dich verletzlich, wenn Du Deine Schwächen preis gibst“ auch das hörte ich schon…ich denke ich mache mich viel verletzlicher wenn ich etwas vorspiele, was ich nicht bin, nämlich ein Mensch der 7×24 Stunden feelgood vorspielt und den Anderen vermitteln will, wenn du es so machst wie ich dann bist du immer nur noch happy. Doch was ich vermitteln kann und will, ist dass wir vielmehr wenn nicht sogar alles selber in der Hand haben…viele leben nach dem Motto wenn ich endlich Geld hätte, endlich einen anderen Chef hätte, endlich einen anderen Partner hätte, endlich nicht mehr arbeiten müsste…ja dann, dann wäre ich glücklich. Dies ist eine grosse Illusion und einer meiner schönsten Aha-Effekte als Seminarleiterin der ersten schweizerischen New Work und Feelgood Manager Ausbildung ist die Liebe zu Achtsamkeit, die ich erfahren durfte und bei jedem Atemzug erfahren darf. Feel Freude!
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- On 6. June 2017
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